Autonomiephase

Autonomiephase, die Dritte

18.3.21

Das Knubbelchen ist 26 Monate und 16 Tage alt


Was ist eigentlich so eure liebste Mama-Mantra-Phase? Also Zeiten, in denen man nur Ommen und "Es ist nur eine Phase!" denken kann? 
Vielleicht die: Ich-schlafe-nur-auf-Mama-Phase? 
Oder die: Mama ist ein Assloch! 
Oder eventuell: Ich-will-alle-10-Minuten-Stillen-Phase? 

Tjelle möchte Auto fahren
Tjelle möchte gerne mein Auto fahren ^^ 



Also mein oberallerliebster Entwicklungsschritt ist wohl die Entdeckung der Autonomie! Hach, herrlich... wenn jede Aktion mit einem "Selba!!! 'leine!!!" abgebrochen wird, weil das Kind eben alles ganz alleine machen möchte und seiner Meinung nach auch machen kann (Spaghetti kochen... Auto fahren... Feuer im Kamin machen.... äh nein!) 

Der Wutz hat diese Phase irgendwie so ziemlich ausgelassen, ganz im Gegensatz zu Bjarne. Der hat gewütet, kommandiert, gebrüllt, sich bei IKEA vor den Notausgang gesetzt, weil er genau da raus gehen wollte... und jetzt kommt das Knubbelchen und muss dem ganz großen Bruder scheinbar alles nachmachen! 

Das geht dann so los: Tjelle möchte gerne einen Toast frühstücken. Diesen Toast möchte er aber selber aus der Tüte nehmen, in den Toaster stecken, wieder raus nehmen und schmieren. An sich kein Problem, nur wenn man das Ganze aus Versehen ohne Kind anfängt oder dem Kind den fertigen Toast serviert und ihm dann auffällt, dass es das doch alleine machen wollte, dann gibt's Gezeter. 

Oder Abendessen. Das Knubbelchen hüpft freudestrahlend an den Tisch, "Esseeeeee!" ruft es und dann ist irgendwas. Luftdruck ändert sich, draußen pupst ein Vogel oder in China fällt ein Sack Reis um. Auf jeden Fall wechselt auch das Kind spontan die Laune und möchte jetzt lieber "Müde, Bett!". 
"Nein komm, erst was essen, du wolltest doch gerne Nudeln essen?
"Nee, müde, Bett!" 
Erklärt sich dann einer der Erziehungsberechtigten bereit, ihn nach oben zu begleiten, liegt man kaum im Bett, da kräht es neben einem " 'unta!!!!! Esse'!!!!!!!"

Ja, also... wie man's macht, eigentlich isses immer falsch!  

How to survive the Autonomiephase

Was auf jeden Fall hilft: das Kind wirklich viel selber und 'leine machen lassen. Und nicht zu viele Wahlmöglichkeiten lassen. Also nicht Kühlschrank auf und "Was soll auf Dein Brot?" sondern eher "Heute Marmelade oder lieber Frischkäse?". Zu viel Auswahl kann auch überfordern. Wobei selbst 2 Möglichkeiten manchmal zu viel sein können, vor allem, wenn die Marmelade auf dem Brot ist und dann vom Kind "Tääääääääääääseeeeeeeeeeeee!" verlangt wird.

Tjelle schmiert sich einen Toast
Tjelle schmiert sich einen Toast



Spiegeln. Habe da schon mal was zu geschrieben und zwar hier. Also wiederholen/aussprechen, was das Kind möchte, Verständnis zeigen, auf Augenhöhe begeben etc. 

Klare Grenzen, wo sie notwendig sind. Also an der Straße, an Orten oder in Situationen, wo es wirklich gefährlich werden kann. Wenn man sein Kind Montag auf der Straße rum hopsen lässt und das am Dienstag verbietet, dann ist das nicht nachvollziehbar und sehr verwirrend.

Ein Nein auch mal hinterfragen. Soll das Kind das Brot nicht schmieren, weil es sich aus Versehen die Fingerkuppe wegsäbeln könnte, oder weil ich zu faul bin, danach den Tisch abzuwischen und den Boden zu kärchern? Darf das Kind den grünen Pulli nicht anziehen, weil wir -20° haben, oder weil der nicht zu der roten Hose passt? Bei vielen Dingen fällt einem dann nämlich auf, dass das "Nein" eigentlich auch easy in ein Ja umgewandelt werden kann. 

Kompromisse und Alternativen finden. Kind möchte Ball spielen? Sehr gerne, aber nicht hier neben Mamas Geschirrsammlung, sondern draußen im Garten. Kind möchte keine Jacke anziehen? OK, aber wir nehmen sie sicherheitshalber mit, falls ihm kalt wird. Kind möchte an der Wand malen? Lieber doch hier auf dem Papier oder wir kleben eine Bahn Packpapier an die Wand, dann geht das!

Genug Zeit einplanen! Wenn man um 15:00 einen Termin hat, sollte man nicht in Erwachsenenzeit planen und erst 10 Minuten vorher los gehen. Bis das Kind (ohne Stress...) angezogen und abreisebereit ist, kann es schon mal dauern. Die Wahl des richtigen Outfits und des mitzunehmenden Stofftieres braucht eben Zeit!

Was bei uns gut klappt? Unbeliebte Aufgaben wie Wickeln oder Zähneputzen (wobei Tjelle mega gerne Zähne putzt, allerdings eher so ein auf der Bürste kauen, als schrubben ^^) von einem Stofftier übernehmen lassen. 
Bei uns wickelt jetzt der alte Plüsch-Elmo von Jannes und er darf sogar nochmal nach Bakterienmonstern im Mund schauen, nachdem Tjelle geputzt genug auf der Zahnbürste herumgekaut hat. 

Und ansonsten: durchhalten, es geht vorbei! Versprochen! 




Zuletzt aktualisiert am 18.03.2021

Autonomiephase

62 Monate Zwuggeljunge, 47 Monate Wutzebaby

7.8.17

Der Zwuggel und der Wutz im Juli

Bjarne ist 5 Jahre und 2 Monate alt

Der Zwuggel ist unübersehbar inzwischen ein großer Junge. Ein richtig großer, was er auch selber immer wieder betont. "Ich bin schon fast ein Schulkind, Mama!" und ja, er hat ja Recht -.- 
Allerdings legt er sein Groß-Sein gerne danach aus, wie es ihm gerade in den Kram passt. Will er länger auf bleiben, ist er groß, soll er sein Zimmer aufräumen, braucht er Hilfe, weil er ja noch so klein ist. Ganz schön praktisch ^^

Heute geht der Kindergarten wieder los und des Zwuggels allerletztes Kiga-Jahr fängt an. Wie ich das aus den vorherigen Schulkindjahrgängen mitbekommen habe, gibt's jetzt einige Ausflüge und Unternehmungen für das große Kind! Das wird sicher spannend, auch für den kleinen Bruder, der sich dann schon mal vorfreuen kann für 2018 ;-)
Und weil die Ferien schon wieder vorbei sind, haben wir am Wochenende zum Abschluss einen Fernsehabend mit laaaaange auf bleiben und Popcorn gemacht. Shawn das Schaf lief nämlich und da kann man das ja mal machen. Fanden auch beide richtig prima, nur dass das erst um viertel nach 8 los ging, das fanden beide doof. "Wann kommt Shawn? Noch 2 Stunden? Das is mir zu lang!" Als es dann los ging, war's aber ok und beide Jungs haben gut durchgehalten und sind sogar auf dem Sofa geblieben, ohne zwischendurch mit Lego zu spielen oder sowas. 

Ansonsten befinden wir uns trotz fehlenden Wackelzähnen scheinbar mitten in der sogenannten Wackelzahnpubertät. Oder auch Vorhof zur Hölle. Oder auch von "Ich hab Dich lieb, Mama!" auf "Du Scheißimama!" in 0,2 Sekunden.
Da will er nicht ins Bett, bzw doch, sitzt einfach so vorm CD-Regal und kann sich nicht für ein Hörspiel entscheiden, weil sein Luchs verschwunden ist. "Ohne Luchsi kann ich mich nicht entscheiden, ich such ja!" Und nachdem Jannes schon seit 10 Minuten mit irgendeinem anderen Hörspiel im Bett lag und ich keine Lust mehr hatte, auf die Entscheidung zu warten und es eben für mich keine Alternative war, ihn mir einfach unter den Arm zu klemmen, hab ich ihn eben da sitzen lassen. Ist ja schon ein großer Junge und kann alleine ins Bett gehen, gute Nacht Schatz! Er hat dann einfach weiter Autos gespielt und keinerlei Anstalten gemacht, ins Bett zu gehen. Bis sich der Mann erbarmt hat und ihn zu uns ins Wohnzimmer geholt hat... guter Cop, böser Cop, in diesem Fall war dann mal der Papa der Nettere ^^.
Oder den Schrebergarten, den findet er aus Prinzip doof, sagt mir dann aber heimlich, dass er ihm doch gefällt, was ich aber unter gar keinen Umständen dem Papa sagen darf! Gnaaaa.

Trotz massiver Grenzenaustesterei ist er aber nach wie vor der allergrößte Kuschler! Will in den Arm und sagt immer wieder, wie lieb er einen hat. Ich hoffe sehr, das bleibt noch ganz gang lange so ♥


Bjarne beim Entenangeln

Jannes ist 3 Jahre und 11 Monate alt

Diese Wackelzahnpubertät färbt übrigens ab! Also wenn das erste Kind diese erreicht, machen alle anderen direkt mit. Schließlich lernen Kinder ja durch Nachahmen und wer ist da ein besseres Vorbild, als der große Bruder... wäh! 
Fluchen kann der Wutz übrigens sehr viel besser, als der Zwuggel, wobei besser hier natürlich kein Qualitätsmerkmal ist. Er reiht auf jeden Fall sehr viel mehr Fäkalworte aneinander und knallt sie einem an den Kopf. Oder hält sich die Ohren zu und sagt "Ich hör dich gar nich!!!". Zu seinem Geburtstag sind wir natürlich auch regelmäßig nicht eingeladen, wenn wir nicht das machen, was der Herr gerne hätte. Letzte Woche wurde ich also mal wieder ausgeladen und nach kurzem Nachdenken kam dann die sehr wichtige Frage auf, ob denn der Papa überhaupt gut Kuchen backen könnte ^^ Schließlich backe ich ja nicht, wenn ich nicht dabei sein darf ;-)
Einen Monat hat er ja noch Zeit, sich das zu überlegen, wer von den Eltern kommen darf. Ansonsten backt ihm ja vielleicht der große Bruder einen Kuchen ^^.

Jannes ist nach wie vor am liebsten draußen unterwegs und hat auch überhaupt keine Probleme damit, sich mal alleine zu beschäftigen. Klaro, am liebsten soll ich immer dabei sein und mitspielen oder mir wenigstens ganz viele tolle Sachen zeigen lassen, aber er sitzt immer öfter auch ganz versunken alleine in der Sandkiste oder im Kinderzimmer und spielt so vor sich hin. Oder liegt morgens im Bett und spielt mit seinen Kuscheltieren. So richtig mit verstellter Stimme und abwechselndem Sprechen, zu süß ♥

Letzten Monat hat aber mal wieder das Bruchpiloten-Gen zugeschlagen... Meine Vermutung war ja eigentlich das ganze letzte Jahr über, dass ich mal nen Anruf ins Büro bekomme, weil er im Kindergarten vom Baum gefallen/gegen irgendwelche Möbel gerannt/sich was gebrochen hat und ich ihn bitte aus dem Kindergarten abholen soll. Kam aber nicht, kam anders.
Und zwar rief der Mann mich im Büro an, ich müsse schnell nach Hause kommen, Jannes hätte sich verletzt. Und das kam so: der Wutz liebt Murmeln in allen Farben und Größen und schmeißt diese auch gerne mal durch die Gegend. Ist natürlich nicht so prickelnd, schließlich sind die ja aus Glas und können auch mal brechen. Eine dieser (wahrscheinlich angeknacksten) Murmeln (so eine richtig große) flog mal wieder durch die Gegend und landete im Sitzsack der Jungs. Die waren gerade im Kinderzimmer uns spielten. Der Wutz hatte dann den Plan, auch mal in den Sitzsack zu springen und an sich ist das ja auch gar kein Thema, ist ja weich das Ding. Allerdings nicht, wenn eine Murmel drin liegt und das am unaufgeplsuerten Ende, quasi also direkt auf dem Laminat. Wenn dann so ein Ich-bin-schon-bald-vier-Jahre-alt-Oberschenkel volle Lotte auf besagte Murmel kracht und diese quasi direkt auf einem festen Untergrund liegt, dann kann aus einem Knacks auch schnell ein Sprung werden und ein Splitter den Oberschenkel auf schneiden. Also ein bisschen, so 3cm lang.
Auf jeden Fall blutete das so vor sich hin und der Mann musste erst mal einen Krankenwagen rufen. Als ich zu Hause ankam, lag das Kind schon verbunden auf der Trage und Bjarne stand ziemlich eingeschüchtert so an der Seite rum. Mann und Wutz in den RTW, Bjarne und ich hinterher. Letztendlich musste das Ganze mit 3 Stichen genäht werden und das war gar nicht schön... Ich lag halb auf Jannes und hab ihn getröstet, der Mann musste das Bein halten und der Arzt hat die Betäubung direkt in den Schnitt...... na ja, man kann es sich glaub ich vorstellen, dass wir uns alle 4 schönere Sachen für die Freizeit vorstellen können. Die Fäden sind inzwischen draußen und eine schicke kleine Narbe ziert des Wutzens Bein. Ist jetzt so mit kurzen Hosen natürlich immer ein guter Gesprächseinstieg. "Willst Du mal mein Aua sehen? Da hab ich mich geschnitten, BIS AUF DEN KNOCHEN!"


Jannes übt Motorradfahren




Zuletzt aktualisiert am 07.08.2017

Autonomiephase

TyrannoZwuggel Rex

21.8.15

Seit dem 04.08. ist der Zwuggel ein großer Junge, sprich: ein Kindergartenkind.
Die Eingewöhnung lief super, so dass der Papa schon am dritten Tag wieder nach Hause geschickt wurde. Juhu dachten wir, das ist klappt ja prima!
Dann kamen der Kleine und ich ins Krankenhaus und ob es da jetzt einen Zusammenhang gibt oder nicht... ab da lief es irgendwie dann doch nicht mehr so super. Angefangen hat es einen Nachmittag beim Abholen, Bjarne wollte keine Schuhe anziehen. OK, also barfuß nach Hause, ist ja nicht schlimm im Sommer. Am nächsten Nachmittag wollte er noch im Kindergarten bleiben (was an sich ja ein gutes Zeichen ist) und hat den ganzen Weg nach Hause gemeckert und abwechselnd geweint. Am nächsten Tag wollte er dann morgens nicht hin.

Kindergartenkind
Der erste Tag im Kindergarten, da war noch alles super!
Die Woche drauf habe ich ihn dann mal hingebracht und abgeholt und das lief dann so gar nicht mehr. Morgens festklammern und weinen, geh nich Mama, bleib hier... Nachmittags wegrennen und verstecken, ich will hier bleiben, geh weg Mama! 
Generell kann man es ihm gerade nie recht machen. Wirklich nie! Ist man draußen, soll man rein kommen. Kommt man dann rein, wird man angebrüllt, man solle wieder raus gehen. Sind wir oben und spielen, will er runter. Geht man dann runter, will er hoch. Kann er abends nicht einschlafen und ruft nach mir, werde ich weggeschickt, sobald ich noch mal ins Kinderzimmer gucke. Auch beim Autofahren oder Spazieren gehen... "Da lang, nein da, nein daaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, ich will da lang, nur ein mal!!!" Beim Einkaufen "Ich will nach Hause!", auf dem Nachhauseweg "Ich will zu Penny!". 

Was ist das bitte für eine Phase? Eine "Ich-will-verdammte-Hacke-einfach-meinen-Kopf-durchsetzen-Phase"? Oder "Ich-will-grundsätzlich-das-Gegenteil"? Oder "Ich-habe-selber-keine-Ahnung-was-ich-will-und-deswegen-finde-ich-einfach-alles-doof"! Mit großer Wahrscheinlichkeit isses halt einfach nur das, eine Phase, durch die wir durch müssen, aber es ist so verdammt anstrengend! Jannes plappert ja gerne alles nach und fängt jetzt auch schon an, uns mit einem "Weg, weg! Du!" durch die Gegend zu kommandieren und das alles ist echt nicht schön. 

Irgendjemand hat mein Kind kaputt gemacht und ich will das nicht. Ich will keine Machtkämpfe und kein Gestreite darüber, dass er sich doch bitte BITTE anziehen lässt, Zähne putzt, im Supermarkt nicht schmollend bei irgendeinem Regal sitzen bleibt und vor allem will ich, dass er weiß, dass wir immer für ihn da sind, ihn jeden Tag auch wieder aus dem Kindergarten abholen und er jede Nacht bei mir im Bett schlafen darf so lange er will. So ein bisschen Trennungsangst spielt nämlich in diese ganze Kindergartengeschichte auch noch mit rein denke ich. 
Beide Jungs haben im Vergleich zu anderen Kindern verdammt viele Freiheiten, wir versuchen beide zur Selbständigkeit zu erziehen und lassen ihnen viel freien Willen und wenig "Weil ich das sage!". Das wissen sie natürlich nicht, weil ihnen der Vergleich fehlt, aber manchmal glaube ich, autoritär erzogene Kinder sind umgänglicher, weil sie sich eben schneller fügen. Aber auch das will ich nicht! An sich bin ich froh und stolz, wenn mein Kind eine eigene Meinung hat, die es auch vertritt, aber dass manche Sachen eben einfach sein müssen (wie z.B. Zähne putzen, dass ich morgens zur Arbeit muss, dass man im Winter draußen nicht barfuß laufen sollte...), das muss doch auch irgendwie in die kleinen Köpfe reingehen. 

Tyrannozwuggel
Geh weg, bleib hier, mach dies, nein das!
Wer jetzt den ultimativen Tip für mich hat: immer her damit! Oder Bücher! Ob für mich oder für den Zwuggel zum Vorlesen, total egal, aber irgendwas will ich gerne ändern oder einfach diese komische Phase etwas verkürzen. Für Bjarne isses nämlich mit Sicherheit auch ziemlich anstrengend und diese andauernde Gegeneinanderreiberei tut nämlich genau das, uns aufreiben. Und wisster, was er morgen sagen wird, wenn wir verkünden, dass Wochenende ist und er deswegen zu Hause bleiben kann? "Ich will aba in den Kinnagaaten!" Gnaaaaa! 


Zuletzt aktualisiert am 21.08.2015

AP

Trotzanfälle in der Öffentlichkeit

19.11.14

Auf Instagram hatte letztens jemand nach Buch-/Lesetips zum Thema Trotzen gefragt und ich, bzw. dieser Blogpost, wurde erwähnt! Wuhu, was hab ich mich gefreut :-) 

Auf jeden Fall kamen natürlich auch andere Tips und Ansätze, als meine. Ignorieren, loben und belohnen, wenn das Kind brav ist, Auszeit im Zimmer... Nee, alles nicht meins. 
Auszeit im Zimmer finde ich ganz, ganz schrecklich. Das ist das Kinderzimmer. Meistens der einzige Ort, der ganz dem Kind gehört, und dahin wird es zur Strafe geschickt? Das sollte doch der Ort sein, an den es sich gerne zurückzieht, ganz seins, auch eine Art Zuflucht. Total kontraproduktiv. Genau wie: Wenn Du das jetzt nicht lässt, dann geht's ab ins Bett! 
Bett ist also sowas Schreckliches, dass es zum Bestrafen herangezogen wird? Aha, und dann wundert man sich, wenn das Kind nicht gut ein- und durchschläft, is klar. 

Angesprochen wurde auch ein Wutausbruch beim Einkaufen. Wegen eines Zwei-Euro-Artikels...
Hätte man nicht vorher mit dem Kind besprechen können, dass es sich was aussuchen darf? Dass es das von seinem eigenen Geld bezahlen muss, weil man das doof/hässlich/unnütz findet (ältere Kinder)? Hätte man das nicht vielleicht einfach kaufen können und dazu sagen, dass es dann aber eben kein Brötchen mehr vom Bäcker gibt und das Kind sich für eins von beidem entscheiden muss? Nee, man sagt "Nein, gibt's nicht!", Kind flippt aus und man belächelt Mütter, die andere Ansätze (reden, Alternativen suchen, etc.) haben nach dem Motto: Warte mal ab, wenn Dein Kind so richtig ausflippt und das noch in der Öffentlichkeit, dann will ich aber mal sehen, wie Du Dich dazu hockst und das ausdiskutiert. 

Zwuggel im Einkaufswagen
Auf zu IKEA :-)


Deswegen will ich mal von unserem IKEA-Besuch erzählen. Der ist schon ne Weile her, macht aber nix. Auf jeden Fall war ich alleine mit beiden Jungs beim Schweden, der Mann im Haus am renovieren. 
Erster Ausflipper war beim Geschenkpapier. Bjarne zieht braunes Packpapier aus dem Regal. 
Bevor ich noch richtig was sagen konnte, ich hatte gerade zu einem "Och nö, willst Du nicht lieber..." angesetzt, hat er schon geahnt, dass ich ihm das nicht kaufen wollte, und fing an zu quietschen und zu meckern, Tränchen rauszudrücken und und und, wie man das halt so kennt. An sich wollte ich aber sagen: ...magst Du nicht ne Rolle von dem bunten Papier da vorne aussuchen? 
Nachdem ich mich zu ihm runtergehockt habe, ihn gefragt habe, ob er das haben will, bestätigt habe, dass ich das verstanden habe, war er direkt wieder ruhig und aufnahmefähig, ich konnte also meinen Vorschlag vorbringen und er war begeistert. Hat sich dann das grüne Papier mit den Tieren ausgesucht und glücklich in den Einkaufswagen gelegt.  Wir haben das gleiche schon in blau, aber Geschenkpapier braucht man schließlich immer. Also warum diskutieren und darauf beharren, dass man das nicht braucht, nicht will, das hässlich findet und blöd, anstatt gleich nach ner Lösung für beide zu suchen?!

Tip: Wenn das Kind etwas anschleppt, was ihr eh gebrauchen könnt, kaufen :-) 

Der zweite Ausraster kam dann am Ausgang. Neben dem normalen geht's so um die Ecke zum Notausgang. Bjarne wollte noch Hottock und Eik (Hotdog und Eis), ich wollte aber erstmal schnell die Sachen ins Auto bringen. OK, der Zwuggel zockelt los, läuft aber zum Notausgang. Ich hab ihn dann gerufen und gesagt, dass das der falsche Ausgang ist. Das war natürlich verkehrt, er wollte "DA, Mama!!!!!" raus. Hat sich auf den Boden geworfen und da lag er dann, meckernderweise. Ich stand seufzend daneben und habe überlegt, was ich jetzt mache. Habe mich fürs Weiterseufzen und Abwarten entschieden, zwischendurch mal nachfragen, ob wir nicht die Sachen zum Auto bringen wollen, damit wir uns Eis holen können, und nach 10 Minuten (gefühlt 30...) ist er einfach wieder aufgestanden und kam zu mir. Die Leute haben komisch geguckt, aber die kenn ich nicht, die sind mir wurscht. Meinen Sohn kenne ich, bei dem ist es mir nicht egal, wie mit ihm umgegangen wird und was ER von mir hält. 
Die Blicke waren schon ein bisschen nervig, aber ich werde lieber komisch angeguckt, als mein Kind gegen seinen Willen strampelnd und kreischend weg zu tragen. Wir hatten es ja nicht eilig, also alles kein Problem. 

Tip: Bei totaler Verweigerung mit auf den Boden schmeißen wenn möglich erstmal abwarten.  

Abwarten bitte nicht gleichsetzen mit Ignorieren! Da sein, spiegeln, mal nachfragen, ob das Kind jetzt nicht vielleicht doch mitkommt, so was halt.

Was mir auch noch eingefallen ist: Kinder lernen ja durch Vorbilder und Nachahmen. Vor allem von anderen Kindern und, na? Genau, von euch! Wenn ihr also immer auf eurem "Nein!" hocken bleibt, nie Kompromisse eingeht oder auch mal nachgebt, woher sollen eure Kinder das dann lernen? Und wieso wundert man sich dann, dass das Kind sein eigenes "Doch!" dann aber so vehement vertritt?

Das waren also bisher unsere einzigen Ausflipper in der Öffentlichkeit.
Entweder, weil er so ne Frohnatur und total brav und verständnisvoll ist (mit 2, is klar ne?!), oder weil das mit dem Zuhören und Verständnis zeigen (von mir, nicht von ihm!) eben doch klappt.
Und jetzt lächel ich mal milde zurück und denke mir "Schade, dass Du es nicht mal versuchen willst, Dir entgeht da was!"

:-)


Zuletzt aktualisiert am 23.12.2014.

Alltag

Oller Trotzkopf! - Meine Meinung zur Trotzphase

9.11.14

Der Zwuggel ist 29 Monate und 5 Tage alt

Bjarne, möchtest Du Marmelade auf Deinen Toast?
- Nein, Käse.
Gouda?
- Nein, Mlaga (Marmelade)!
Marmelade?
- Nein, Käse, KÄSE!
OK, Käse.
Brot wird geschmiert... 
- NAAAAAAAAAAAAAI, Legowuast!!!!!!!!!!!
Teller fliegt vom Tisch, Bjarne springt vom Stuhl und läuft schluchzend weg... 

So läuft das manchmal morgens (oder abends oder zwischendurch). Man denkt, man kann es ihm nicht Recht machen bzw. er will aus Prinzip genau das Gegenteil von dem, was er angeboten bekommt und das aus purem Trotz.

Trotzphase halt, da muss man durch, da darf man auch nicht alles durchgehen lassen, sonst tanzen sie einem später auf der Nase rum, konsequent bleiben, dann geht's eben auch mal ohne Abendbrot ins Bett, muss er lernen!
Ich sehe das allerdings anders.

Angeblich kommen Kinder ja so mit 2 Jahren in die sogenannte Trotzphase. Inzwischen wird diese aber häufiger als Autonomiephase bezeichnet und DAS trifft es doch viel besser.
Wenn kleine Kinder anfangen, ihre Umwelt und sich selbst bewusster wahrzunehmen, dann ist ja erst mal alles fremdbestimmt. Die Eltern suchen die Klamotten aus, bestimmen das Tagesprogramm, stellen einem Essen hin und füttern und entweder man mag es, oder eben nicht. Nur die absoluten Grundbedürfnisse werden durch Schreien oder Weinen eingefordert. Mama Hunger, Mama herkommen!
Später, wenn sie selbständiger, also eben autonom werden, dann ist das anders. Kinder merken jetzt, dass sie eine Wahl haben!


Käse? Oder Marmelade? Oder doch lieber Leberwurst? 


Mal ehrlich, wie leicht oder schnell könnt ihr euch entscheiden? Zum Beispiel bei Schuhen (die Frage geht eher an die Frauen ;-)) oder bei Elektronikkram (und jetzt an die Männer, voll Klischee ^^). Manchmal steht man da und kann sich einfach nicht sofort entscheiden. Am liebsten möchte man alles gleichzeitig kaufen/anziehen/essen. Dass das nicht geht, mussten wir erst lernen. Und dass man bei der Entscheidung nicht jedes Mal ausflippen sollte eben auch.

Kinder müssen genau das noch lernen und dass man dabei eben auch ruhig bleiben sollte, weil sich aufregen eh nix bringt und nur alle Umstehenden die Augen verdrehen. Und dabei kann und sollte man ihnen helfen.

Dass man auf einmal so viele Möglichkeiten hat muss wahnsinnig anstrengend sein. So wie Buffet im Hotel, so viel Auswahl, was soll ich da nehmen? Ach, von jedem ein Häppchen... Und am Ende ist einem schlecht ^^ 

Letztens bei real, die Jungs durften jeder ein kleines Auto haben. Der Wutz kann noch nicht so wirklich aussuchen, der ist mit allem zufrieden. Bjarne wollte erst den Trecker, dann das Müllauto, dann den Bus, dann alle 3, dann hat er angefangen zu meckern, der Mann auch und letztendlich haben wir 2 Trecker genommen, einen grünen und einen roten, Bjarne war aber nicht wirklich zufrieden, der wollte immer noch alle Autos haben. Der Mann hat geblockt, ich hab versucht zu erklären, Bjarne hat auch geblockt. Er war einfach sauer und hat nicht verstanden, wieso wir denn nicht alle Autos nehmen konnten. Vielleicht fangen wir mal mit Taschengeld an, dann weiß er, dass man nur so viel ausgeben kann, wie man hat und dass man manchmal eben auch sparen oder verzichten muss!

Ich will aber...! 


Typische Szene im Supermarkt, Kind holt Schokolade/Gummibärchen/Lockenwickler aus dem Regal und will, dass man ihm die kauft. Mama sagt "Nein", Kind heult, schmeisst sich hin und brüllt "Ich will aba... haben!!!"

Wie oft möchtet ihr gerne etwas total unvernünftiges kaufen/essen/haben? Tüte Chips zum Frühstück? Den siebenundzwanzigsten Lippenstift? Also ich bekomme regelmäßig vom Mann mit Hut ein Drogerie-Schminkregal-Verbot, weil ich blauen Lidschatten eh nicht benutze, aber der funkelt doch so toll und da sind Blümchen reingepresst und überhaupt...
Klar, euer Geld, ihr entscheidet drüber. Aber Kinder haben eben noch kein eigenes Geld und keine Vorstellung davon, dass € 60 für Lego mal eben zwischendurch ein bisschen viel sind. Aber ein Ãœ-Ei oder eine Tüte Pfeffernüsse? Sollten drin sein, oder? Kann man vor dem Einkauf regeln, mit dem Kind drüber reden, erklären, das "Nein" nicht einfach doof im Raum stehen lassen. Wegen einer Tafel Schokolade muss man sich nun wirklich nicht streiten, oder? Oder wegen Käse. Dann nehmt ihr halt mal nen anderen Schnittkäse, als den, den ihr normalerweise kauft.

Ich gehe eigentlich total gerne mit dem Zwuggel einkaufen. Er hilft mir immer, darf Sachen mit aussuchen, am Duschgel schnuppern und mir sagen, welches ich kaufen soll, sich ein Ü-Ei aussuchen oder was anderes aus dem Süssigkeiten-Regal. Wenn das die 1-kg-Gummitierebox ist, dann versuche ich ihn eher in Richtung 200-g-Tütchen zu beeinflussen. Wenn er Lockenwickler anschleppt, frage ich ihn, ob er die denn benutzen will, oder ob er erstmal meine alten testen will. Klar, er ist erst 2 und versteht noch nicht alles, aber ich rede mit ihm und sage nicht einfach "Nee, nix da, brauchen wir nich, tu das weg!". Wenn wir doch mal im Laden "streiten", schnappe ich ihn nicht und trage ihn weg. Körperliche Überlegenheit in so einer Situation ausnutzen macht das Ganze nur noch schlimmer und gibt dem Kind noch mehr das Gefühl "Ich hab hier nix zu melden!"
Durch reden, erklären, mitmachen lassen, kommen wir eigentlich sehr sehr gut um das "Ich will aba!" drumrum.

Trotzphase / Autonomiephase überlegeben - Tips und Tricks
Shopping-Zwuggel

Selber machen!


Zur Zeit bei uns noch nicht ganz aktuell, aber in Ansätzen. Bjarne kann sich noch nicht alleine anziehen und versucht das auch gar nicht großartig. Wenn ich ihm mal zeigen will, wie man das macht mit den Socken, dann probiert er mit mir zusammen, klappt nicht, ok, nicht so schlimm, lassmer das halt.

ABER: alles, was er schon alleine kann, will er auch alleine machen! Treppe runterlaufen (sehr langsam, auf dem Popo, mit zwischendurch anhalten und durchs Geländer winken), Türen auf und zu machen, Brot schmieren, alles "Leine makken!"
Manchmal hat mans aber eilig und mag nicht warten, bis das Kind es geschafft hat, die Tür ordentlich ins Schloss zu ziehen. Man übernimmt und los geht die Sirene
"Rabäääääääääääääääh, selba makken, selba makken!!!!"

Kinder lernen ja nicht nur, dass sie wählen können, sie können einfach auch immer mehr und das wollen sie dann auch machen. Ohne Hilfe. Ohne gehetzt zu werden. Eben ganz alleine.
Je mehr man sie dann auch machen lässt und ihnen zutraut, umso seltener und kürzer fallen die Rabäh-Anfälle aus. Bei uns zumindest.

Wenn wir nen Termin haben, fangen wir früh genug an, uns fertig zu machen. Wenn er sein Brot schmieren will, dann darf er das und ich mach danach halt sauber. Ich sage ihm jedes Mal:
"Sag Bescheid, wenn du Hilfe brauchst!"
Und genau das macht er. Er probiert, probiert, klappt nicht "Mama makken!" 

Autonomiephase überleben 


Also komplett ohne Aneinandergekachel kommt man da wohl nicht durch, muss man aber auch gar nicht. Ich denke am wichtigsten ist, dass man sich immer wieder bewusst macht, dass das Kind das nicht mit Absicht macht, um einen zu ärgern.

Es testet, es probiert Wahlmöglichkeiten aus, es lernt, was es sich rausnehmen kann und was nicht. Entscheidungen haben Konsequenzen (ohne Socken rumlaufen macht kalte Füsse im Winter) und auch das will gelernt werden. Genauso wie der Umgang mit Frustration, eben weil man nicht zum Frühstück Eis essen soll/darf und darüber entsprechend sauer wird. Es heißt ja nicht, man soll dem Kind jetzt jeden Wunsch erfüllen, das wäre Blödsinn, und gerade da wird dann eben doch noch Gejammert und Gemotzt werden.
Der Trick ist ja auch, Bedürfnisse und Wünsche zu unterscheiden. Das fünfte Spielzeug/Bonbon/Bilderbuch ist kein Bedürfnis, das ist ein Wunsch. Wünsche müssen nicht alle und nicht sofort erfüllt werden, Bedürfnisse schon. Nähe, Geborgenheit, Wärme, Essen, Trinken, das sind alles Sachen, die man leicht und schnell geben kann, wenn sie gefordert werden. Davon wird niemand verwöhnt, davon wird man nur zufrieden und fühlt sich gut (und satt ^^).

Ausserdem finde ich wichtig, sich mal in das Kind hineinzuversetzen. Wie fühlt ihr euch, wenn ihr gegenüber eurem Partner oder einem Freund einen Wunsch äußert und der sagt einfach strikt "Nö!". Ohne Erklärung, ohne Kompromisse? Eben, blöd!
Genauso kann man sich auch immer mal vorstellen, ob man mit dem Partner/einem Freund in einigen Situationen auch so umgehen würde, wie man es mit dem Kind macht. Also wenn der Mann im Supermarkt etwas anschleppt, was ihr nicht braucht. Wenn der Mann den Pullover anziehen möchte, den ihr so hässlich findet oder jetzt nen Film gucken möchte, ihr aber lieber Quatschen wollt. Nehmt ihr dem dann auch die Fernbedienung weg und schaltet aus? Nee, eben, solche Machtausnutzung passieren immer nur gegenüber Kindern.

Versteht mich nicht falsch, ihr sollt die Kinder keineswegs alles tun und machen lassen, was sie wollen, ihr sollt euch einfach nur mal ein bisschen weiter auf Augenhöhe begeben, Absprachen treffen (Nach dem Sandmann machen wir aber den Fernseher wieder aus.) und euch auch an diese halten (Ein Ü-Ei versprechen und dann doch keins kaufen). Strukturen und Rituale geben Halt und einen Rahmen vor, an den sich dann aber auch alle halten sollten. Nicht dem Kind verbieten, vor dem Fernseher zu essen und sich dann selber mit dem Teller aufs Sofa setzen. Nicht das Messer ablecken, wenn das Kind das eben nicht darf, nicht direkt aus der Milchtüte trinken und so weiter. Wenn ihr das alles aber macht, dann nehmt es eurem Kind nicht übel, wenn es zu Recht sauer wird, weil es das eben nicht machen soll! Vorbildfunktion und so.


Trotzphase / Autonomiephase überlegeben - Tips und Tricks
Parkbank-Zwuggel, ganz entspannt und zufrieden (weil Eis in der Hand ^^)

Dass das klappt merke ich jeden Tag, nämlich weil der Mann und ich total unterschiedlich sind ^^ Er ist schon mal eher mit einem "Jetzt is aber gut, mach jetzt mal dies und das..." dabei, als ich. Ich bin geduldiger, aber ich bin ja auch den Großteil des Tages nicht da, ich bin dann noch ganz ungenervt abends, nur kaputt von der Arbeit. Auf jeden Fall sind Bjarnes Reaktionen auf die strikten Ansagen vom Mann sehr viel heftiger, als diejenigen auf meine sanfteren. Er beruhigt sich bei mir schneller, redet eher mit mir, ich erkläre, er schmeißt sich trotzdem mal auf den Fußboden, steht dann aber auch ziemlich schnell wieder auf und wir können weiterspielen.

Schlimm finde ich manchmal, wie andere Eltern über ihre (trotzenden) Kinder reden. Oder mit ihnen... 
"Nerv nich!" 
"Biste bekloppt, weisste, was das kostet?" Das Kind war vielleicht 4 und nee, weiß es eben nicht... 
"Die Marie is nur am Bocken! Total anstrengend, immer will die ihren Willen durchsetzen, ne richtige Zicke is das!"
Mann mann mann, wenn die Kinder so über die Eltern reden, dann würden sie unter Garantie ausflippen!

Lustig dagegen ist mein erster Blogpost zu dem Thema, denn inzwischen sehe ich viele Dinge komplett anders! Auch zum Thema "Nein-Sagen", aber das erzähle ich euch ein anderes Mal :-) 
Was ich hier beschrieben habe, klappt inzwischen richtig gut, eben weil ich mit dem Zwuggel jetzt richtig reden kann. Ich sage ihm dann, dass ich weiß, dass er sauer ist und auch warum. Dass ich ihn verstehe und mich das auch wütend machen würde, frage nach und lasse mir seine Sicht erklären. Er beruhigt sich (meistens ;-) ), hört mir zu, wir suchen zusammen nach Alternativen und der "Streit" ist zu Ende
Noch mehr Ãœberlebenstipps findet ihr übrigens hier :-) 

Und, was sind eure Tricks und Taktiken, um heil durch die Autonomiephase zu kommen? :-)



Eingereicht bei der Blogparade von Anja.
Dieser Artikel hatte nicht nur mit die meisten Zugriffe 2014, ich fand ihn auch sehr wichtig! Und als Nachtrag gab es dann noch meine Gedanken zu Trotzanfällen in der Öffentlichkeit. 

Zuletzt aktualisiert am 20.02.2015.

Alltag

Spieglein Spieglein - Das glücklichste Kleinkind der Welt nach Karp

16.6.13

Im letzten Posting bzgl. des Trotzens beim Zwuggel im Moment, erwähnte ich, dass ich ihn in solchen Situationen als erstes versuche, zu spiegeln. Da dazu Rückfragen kamen, versuche ich mal, das zusammenzufassen :-)

Das Spiegeln basiert auf der Methode von Dr. Harvey Karp und seinem Buch "Das glücklichste Kleinkind der Welt".

Insgesamt hat mir das Buch ziemlich gut gefallen, auch wenn ich manche Sachen nicht ganz so toll fand, z.B. die Auszeit, hat für mich immer so bisschen Subba-Nanny-Beigeschmack (stille Treppe) oder das Spielen mit dem Kind als "Parkuhr füttern" zu bezeichnen. Das Verhalten als Eltern bei Trotzanfällen allerdings finde ich gut und deswegen probiere ich auch, das anzuwenden.
An sich würde ich sagen, die Vorschläge, mit Trotzanfällen umzugehen,  funktionieren besser bei älteren Kindern. Eben dann, wenn die "richtige" Trotzphase anfängt. Ich hab's aber jetzt schon gelesen und versuche, das Ganze auch schon anzuwenden. Man muss sich ja auch daran gewöhnen, von Haus aus hätte ich so nämlich nicht reagiert. Was ich jetzt schreibe bezieht sich also wohl eher auf 2-Jährige und ob es klappt, kann ich (noch) nicht wirklich beurteilen. Die Ansätze an sich finde ich aber sehr logisch und gut nachvollziehbar und auch jetzt schon kann ich sagen, dass der Zwuggel ganz gut darauf reagiert!

Mal ganz grob zusammengefasst:

Wie reagiert man, wenn das (Klein-)Kind etwas Tolles macht? Man verfällt selber ein bisschen in Kleinkindsprache, klatscht vielleicht, freut sich überschwänglich und strahlt es an.
"Toll gemacht, ganz allein gerutscht, prima!"

Was machen wir, wenn das Kind etwas tut, was weniger toll ist? Wir rufen vielleicht laut "Nein!" und fangen dann an, dem Kind zu erklären, warum es etwas nicht darf, aber meistens sehr komplex.
"Nein! Nicht die Finger in die Steckdose stecken, da kannst du einen Schlag bekommen, das ist sau gefährlich!"

Was kommt beim Kind an? Was kann es verstehen und begreifen? Mit Sicherheit das "Nein", aber der Rest? Vor allem ist der Wunsch (Steckdose untersuchen) ja immer noch da und das Kind wird sauer, traurig, motzig, was auch immer.

Laut Herrn Karp kann man sich das ganze so vorstellen, als würde man mit einem kleinen Steinzeitmenschen kommunizieren. Die Sprache ist noch nicht sehr weit entwickelt, in Ausnahmesituationen wie eben einem Wutanfall total rudimentär. Wie kann man dann also zum Kind durchdringen? Genau, man spiegelt es, übernimmt selber eine simple Sprache und versucht auch die Gefühle wiederzugeben, allerdings abgeschwächt.
"Steckdose, Steckdose, Du willst die Steckdose anschauen!"
Man soll versuchen, den weichen Punkt beim Kind zu finden, emotional, und seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Kind soll wissen, dass es verstanden wird, das wir wissen, dass es mit der Steckdose spielen möchte, dass wir nicht einfach aus Prinzip sagen
"Das darfst Du nicht, mir egal, ob du das jetzt doof findest, ich habe das so bestimmt und damit basta!"

Den Punkt finde ich toll, weil wer von uns kann sich nicht an irgendeine Situation erinnern, in der man etwas verboten bekommen hat, ohne das es einen nachvollziehbaren Grund gab? Einfach, weil wir klein waren und nichts zu sagen hatten? Bei mir sind das leider einige, vielleicht wollte man mit mir auch nur nicht diskutieren, aber ich weiss, wie ich mich dabei gefühlt habe. Klein und doof und nicht ernst genommen.

Man begibt sich auf Augenhöhe mit dem Kind und zeigt als erstes Verständnis.
Man nimmt die Bedürfnisse ernst, auch wenn man nicht alle erfüllen kann.
Man übergeht nicht einfach, man hört zu und kann dann erklären, diskutieren was auch immer, eben an das Alter des Kindes angepasst.
Man kann Alternativen anbieten, sobald das Kind sich beruhigt hat und wieder mit sich reden lässt.

Zur Zeit kann ich noch nicht wirklich erklären oder mit dem Zwuggel diskutieren, aber wenn ich ihm zeige und sage, dass ich weiss, dass er das Messer haben möchte, dass ich ihn verstehe, dass es mir leid tut, dass ich ihm den Wunsch nicht erfüllen kann, dann kann ich ihn eher beruhigen, als wenn ich einfach nur "Nein! Kein Messer!" sage. Dann wird er nämlich lauter und weint heftiger und das ist für mich einfach nicht der richtige Weg.
Wenn er gemerkt hat, dass ich ganz bei ihm bin, dann wird das Meckern meist leiser und geht eher in Schluchzen über und er guckt wieder mich und nicht das Messer an. Dann erkläre ich ihm, warum das nicht geht. Dann biete ich ihm den Löffel statt des Messers an.
Manchmal klappt das, manchmal auch nicht, aber ich merke doch, dass ich irgendwie zu ihm durchkomme. Und selbst, wenn das Einbildung ist, es geht uns gut mit der Methode! Bjarne beruhigt sich relativ schnell, ich bin nicht irgendwann vom Gemotze genervt, alle sind entspannter.

Natürlich gibt es Situationen, wo Spiegeln etc. unangebracht sind, weil sie einfach eine schnellere Reaktion erfordern, z.B. wenn das Kind auf die Strasse rennen will oder nachgucken will, ob kochendes Wasser wirklich heiss ist. Das Beispiel oben mit der Steckdose ist deshalb auch ein bisschen doof gewählt, aber ich hoffe, das Prinzip ist einigermaßen rübergekommen.

Wenn ihr noch Fragen habt, immer her damit :) Und bitte bedenken, der Mann ist Arzt und hat mehrere Bücher geschrieben, ich hab hier jetzt aus dem Kopf ein bisschen was zusammengefasst, das Buch geht natürlich noch auf viele Dinge viel detaillierter ein :-)

Mit der 5-S-Methode hatten wir ja auch schon Erfolg, mal gucken, wie es jetzt mit dieser läuft.



Alltag

Trotzphase, jetzt schon?

13.6.13

Der Zwuggel ist 1 Jahr, 1 Woche und 2 Tage alt. 

Wir frühstücken, Bjarne möchte gerne das Marmeladenglas/Messer/was auch immer haben. Entweder gebe ich es ihm gar nicht oder halte es fest, damit es nicht runterfällt (Marmelade) oder er sich verletzt (Messer), Zwuggel fängt an zu weinen, mit Tränchen und allem.

Wir fahren mit dem Bus, Bjarne möchte auf den Wir-möchten-bitte-aussteigen-Knopf drücken, wir sind aber noch nicht zu Hause und wollen nicht an der nächsten Haltestelle raus und er kommt auch nicht wirklich dran. Zwuggel meckert und fängt an zu weinen...

Wir gehen in den Garten, Bjarne möchte Erde aus den Blumentöpfen schmeißen und Blümchen raus reißen. Ich sage "Nein, lass die Erde im Topf!" und nehme ihn schließlich weg vom Topf, Zwuggel meckert und weint.



....HILFE!!!! Ich dachte das kommt erst so in nem halben Jahr! Er versteht zwar schon ne Menge (Hund, Kaninchen, Mama, Papa, Nase und so was), aber eben doch noch nicht: "Wenn..., dann...!"

Er darf hier echt total viel, ich denke mehr, als das Durchschnittskleinkind so machen darf.
An der Gitarre rum zupfen, CDs aus dem Regal räumen, Sachen durch die Gegend schleppen, ohne dass sie ihm gleich weggenommen werden (weswegen das Telefon jetzt schöne Schrammen hat und man manchmal die Fernbedienung in der Badewanne suchen muss), mit meinem Handy spielen. Erst, wenn es für ihn gefährlich wird oder er etwas wirklich kaputt machen könnte, schreiten wir ein. Und nu? Wie erklärt man einem gerade mal 12 Monate altem Jungen, dass er alles angucken, vorsichtig anfassen, beschnuppern, meinetwegen auch anlecken und sich vielleicht auch in die Haare schmieren darf, aber dass es eben auch Ausnahmen gibt? Ohne dass er gleich weint und meckert und sich ungerecht behandelt fühlt?
Wenn er weint, weil er etwas haben möchte und nicht bekommt, dann spiegel ich ihn (nach Karp) und meistens hilft das auch, ihn ein bisschen zu beruhigen. Mir fehlt nur allein kommunikativ der Ansatz, ihm danach erklären zu können, warum er manche Sachen eben nicht ohne weiteres haben darf! Selbst wenn er sich beruhigt streckt er gleich wieder das Ärmchen aus, zeigt auf die Marmelade und macht "Hü!", was so viel heißt wie: "Gib mir mal das rote Dingsbums da, ich will mal sehen, wie sich das anfühlt und was es für ein Geräusch macht, wenn ich es auf den Boden werfe!"

Als meine Mutter hier war, hat sie immer sofort versucht, ihn abzulenken.
"Guck mal hier, mein Schlüssel, klimperklimper, ui, der ist aber toll!"
Hat auch nur bedingt geklappt und ich finde den Ansatz einfach nicht richtig. Ich will ja, dass er (irgendwann) einfach begreift, wieso er das Messer nicht zum Spielen bekommt!
Manchmal lege ich aber auch extra unbedenkliche Sachen mit auf den Tisch und hoffe, dass er die dann haben möchte und nix Gefährliches oder Zerbrechliches. Klappt jedes dritte Mal und alle sind zufrieden ^^ Hach ja, das sind dann so die Momente, wo man sich doch ein klitzekleines bisschen wünscht, dass das Baby schneller größer wird und mehr versteht von dem, was man so sagt!


grabsch
Gib ma her die Kamera!


Wie macht ihr das in solchen Situationen? Irgendwelche Tips oder einfach aussitzen?

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