Vollzeit arbeiten mit Baby und Kleinkind

21.2.14

Der Zwuggel ist 20 Monate und 17 Tage alt. 
Der Wutz ist 5 Monate und 16 Tage alt. 


Es folgt mal wieder ein bisschen therapeutisches Schreiben. Ziemlich wirr irgendwie, aber strukturiert kann ich grad nich ^^



Bevor ich überhaupt einen nennenswerten Kinderwunsch hatte, war schon klar, wie das beim Mann mit Hut und mir laufen würde, wenn, ja wenn, wir denn überhaupt irgendwann ganz vielleicht mal Kinder bekommen würden. Er bleibt zu Hause, ich gehe arbeiten.
So ist das nunmal, wenn nicht der Herr im Haus das höhere Einkommen hat, sondern die Mutti.

Hätte ich mich deswegen vielleicht gegen Kinder entscheiden sollen? Ich denke nicht!


Heute habe ich auf der Brigitte Mom Seite einen Artikel zum Thema gelesen, dem ich nur teilweise zustimmen kann.
Wenn ich über die doch frühe Rückkehr in den Job schreibe, dann bekomm ich oft Kommentare wie
"Ich könnte das nicht!"
Und ja, leicht isses mir garantiert nicht gefallen, auch wenn ich vorher schon wusste, dass ich keine 12 Monate zu Hause bleibe und dann nur Teilzeit arbeite.

Aber so negativ wie in dem Artikel beschrieben, hat noch niemand reagiert! Eigentlich finden's alle toll und "modern" und grinsen ein bisschen, wenn sie fragen, wie der Papa das denn schafft mit den beiden. Keiner bemitleidet mich und wenn, dann nur ein kleines bisschen. Genau so viel, wie ich mir selber manchmal leid tue, weil ich nicht die Hausfrau spielen darf. Keiner kritisiert unsere Form des Elternseins, kaum einer guckt komisch.

Was ich immer ein bisschen blöd finde: wem tun eigentlich die Väter leid, die nichtmal die paar Wochen Mutterschutz haben nach der Geburt, die teilweise nur ein bisschen Urlaub für den errechneten Geburtstermin blocken konnten und nach kurzer Zeit wieder los müssen, weg von Frau und frischgeschlüpftem Baby? Wieso beantragen andererseits so wenig Männer die ihnen zustehenden 2 Monate Elternzeit (lt. Men's Health etwas mehr als 20%) oder tauschen vielleicht sogar die Rollen mit ihrer Frau?
Mir tun sie leid! Am besten wäre doch, beide Elternteile könnten eine gewisse Zeit lang halbtags arbeiten bei gleichem Gehalt. Keine Einbussen im Lebensstandard und trotzdem von Anfang an ganz viel Zeit für den Nachwuchs. Die 32-Stunden-Woche für Eltern fand ich ja eine prima Idee. Nicht durchführbar und mit Sicherheit nicht finanzierbar, aber in der Wunschvorstellung eben eine tolle Sache.

Wieso lässt man sich von anderen Müttern in die Rabenmutter-Schublade stopfen, weil man wieder arbeiten gehen MUSS und das Kind ganztags betreut wird, wie in dem Artikel?
Wenn man weiss, dass man früh wieder zurück in den Job muss und das vielleicht sogar beide Elternteile müssen, sollte man dann lieber gar keine Kinder bekommen?
Bin ich nur noch keinem richtigen Mitglied der sogenannten Mütter-Mafia begegnet, oder sind die Muttis hier einfach ein bisschen lockerer? Oder ist das nur vornerum so und wenn ich dem Spielplatz den Rücken kehre, dann wird geschnattert über die arme Frau, die jetzt nach dem zweiten Baby auch schon wieder arbeiten geht, wo doch das erste auch noch keine zwei Jahre alt ist. Und der arme Mann, der muss das ganz alleine wuppen mit Kleinkind und Säugling, wie schafft der das wohl? Die Wohnung seht bestimmt aus wie Sau, aber die Kinder sind ja wenigstens ordentlich angezogen. Jaja, also ich könnte das nicht!



Und wie sieht der Alltag wirklich aus?
Die Wohnung sieht nicht aus wie Sau, ein bisschen wie Ferkel, aber weit entfernt von Sau. Das ist denke ich aber der normale Hier-wohnt-ein-Kleinkind-Zustand mit Luftballons in der Badewanne, Plüschtier im Backofen, Lego in der Waschmaschine und Alle-Ordner-auf-dem-Fussboden-weil-aus-dem-Regal-gezogen.
Ich hetze ein bisschen durch den Tag und von Ort zu Ort. Wenn ich abends (abgehetzt) zu Hause ankomme, dann darf ich Mama sein und der Papa hat Pause. Wenn er dann aber so gar nicht mehr mitmachen will, dann werde ich ein bisschen motzig. Mein Job ist (im Moment, das kann sich ganz schnell wieder ändern) nicht sehr stressig, aber trotzdem anstrengend. Ich will abends noch ein bisschen von meinen Kindern haben und mit ihnen spielen. Ich freue mich auf die immer länger werdenden Tage, an denen ich auch abends noch mal eine Runde um den Block mit beiden oder nur einem drehen kann, ohne dass es dabei zappenduster ist. Wir essen Abendbrot und ich ziehe beide Kinder um. Wenn dann der Mann, der vorher endlich mal ein bisschen durschnaufen konnte und einfach nur doof am PC sass, dann mit einer Frage a la "Was issn jetzt hier mit Schlafengehen?" um die Ecke kommt, dann schmolle ich ^^ Ich hab auch nur 2 Hände und kann leider nicht die vollen Windeln und Alltagsklamotten von den Kindern wegbeamen und neue Windeln und Schlafanzüge wieder drauf. Das dauert nunmal. Also mopper ich ein bisschen rum und der Mann räumt das Lego in die Speilzeugkiste, legt den Spielbogen zur Seite und sucht Bjarnes Tigger.

Wenn wir um 8 beide auf dem Sofa sitzen und kein Kind nach uns ruft, dann ist das so ein bisschen innerliches Abklatschen. Yes, sie schlafen, jetzt haben wir beide Feierabend!
Normale Sachen wie Einkaufen und Putzen sind lästig, weil das Zeit kostet. Bjarne und ich putzen meistens zusammen. Jeder einen Staubwedel und dann wird gepuschelt. Wenn ich Staubsauge, bekommt er den Fuss vom alten Staubsauger und rollt den über den Boden. Wenn wir Wäsche waschen, bringt Bjarne schon mal Teile in die Waschmaschine und reicht mir dann Socken aus dem Wäschekorb, damit ich Sie aufhängen kann. Wenn wir einkaufen gehen, darf Bjarne die Pfandflaschen in den Automaten stecken und wir gehen danach zu Kik, weil ich ihn da rumlaufen lassen kann und wir zwischen den Kleiderständern Verstecken spielen. Wenn ich mir morgens Brote für die Arbeit schmiere, bekommt Bjarne ein Kindermesser und matscht in der Margarine rum.
Alles wird zum Spiel, damit nicht noch mehr Gehetze in unserem Alltag einzieht und vor allem ich trotzdem viel Zeit mit den Kindern verbringen kann.
Letzten Samstag war ich mit dem Großen gerade im Kinderzimmer am Puscheln, der Mann sass zwischen 2 Abwaschetappen am PC. Da grummelts in mir. Am liebsten würde ich ihm das ganze Wochenende zum Ausspannen geben, zum Nur-Um-sich-selbst-Kümmern, einfach Füsse hoch und Quatsch im Fernsehen angucken. Aber geht halt nicht. Es gibt Sachen, die müssen gemacht werden und dann doch bitte hintereinander weg. Alles zum Spiel zu machen und die Kinder mit einzubeziehen, ist ne super Sache, aber man muss es nicht endlos ziehen wie Kaugummi.

Wir gehen spazieren, auf den Spielplatz, bald wieder zum Schwimmen. Wenn ich im Büro bin, baut der Mann die größten Lego-Türmchen, schiebt beide Jungs durch den Park, wäscht ab, räumt auf, macht Fläschchen, wechselt Windeln. Und er macht es gut! Wenn Jannes abends noch im Schlafanzug auf seiner Decke liegt, dann stört das niemanden, am wenigsten Jannes. Wenn das Geschirr abgewaschen, aber nicht abgetrocknet ist, Bjarne seine Socken in der ganzen Wohnung verteilt, mit Kuli am Kleiderschrank gemalt und Legosteine in den Kaninchenstall geworfen hat, die Blumen die Köpfe hängen lassen, weil sie schon einen Tag zu viel keine Giesskanne gesehen haben, dann stört das nur den Mann ein kleines bisschen, weil er sich mehr für den Tag vorgenommen hatte, ihm die Jungs aber einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Mich stört's nicht und mich stört's auch nicht, der Hauptverdiener zu sein. Mich stört's nicht, wenn jemand nachfragt, wie das denn klappt bei uns und wie wir klarkommen. Oder er sagt "Das könnte ich nicht!" Ich denke nicht, dass es für uns als Familie so viel einfacher wäre, wenn die Rollen andersherum verteilt wären! Alles ist gut, so wie es ist und trotzdem würden wir den Lottogewinn, der mich Teilzeit arbeiten liesse, mit Kusshand annehmen ;-)


Zwuggelwutz
Sehen doch ganz zufrieden aus :-)

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4 tolle Kommentare!

  1. Ach Ori! So ein toller Post! Bei uns muss das auch gerade auseinanderklamüsert werden. Der Mann ist genau zum errechneten ET mit dem dualen Studium fertig und wird jetzt leider doch nicht übernommen. Somit hab ich den sichereren Job und das höhere Einkommen und sollte vielleicht weiter arbeiten gehen. Da ich ja aber jeden Tag 240km pendeln muss, würde es mir wahrscheinlich wirklich das Herz zerreißen, weil ich fast gar nichts vom Kind hätte und auch nicht wüsste, wie ich das mit stillen und abpumpen machen soll.

    Ich bewunder euch für diese rationale Entscheidung und dafür, dass ihr alle damit so gut umgehen könnt. Ich finde es toll, dass dein Mann dadurch die Möglichkeit hat, im Gegensatz zu vielen anderen Männern, so viel Zeit mit den Kindern zu verbringen. Ich fände es auch am besten, wenn man sich wirklich richtig reinteilen könnte und auch mal zusammen für das Kind/die Kinder da sein könnte!

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  2. Danke für deinen ehrlichen und bodenständigen Post! :) Ich schreibe dann auch mal wirr meine Gedanken dazu. Abgekürzt und bestimmt ist am Ende immer noch nicht alles gesagt, was ich sagen wollte.

    Bevor ich vorhin den Artikel gelesen habe, den auf der Brigitte-Seite, habe ich beim Spaziergang über solche Sachen nachgedacht. Über Zeit generell und darüber, 30 Stunden zu arbeiten und so weiter.
    Ich habe es schon mehrfach geschrieben, aber ich ziehe wirklich meinen Hut vor dir. Vollzeit ist schon noch mal was anderes als 30 Stunden.
    Bin mir nicht sicher, ob bei dir die moderneren Menschen wohnen. Idioten gibt's ja überall. Ich glaube, vor allem wird gelästert, wenn ein Kind fremdbetreut wird. In der Kita höre ich bescheuerte Kommentare von Kollegen, wenn die Mutter 1 Minute nach Schließzeit angerannt kommt. Ich kann's nicht verstehen. Kann nicht verstehen, dass einige Leute sich nicht ein bisschen in andere Menschen hineinversetzen können. Alles ist teurer geworden, man muss schauen, wie man überlebt und dem Kind/der Familie einen zumindest durchschnittlichen Lebensstandard ermöglichen kann. Durch Vollzeit z.B. Wenn da die Kita um 16 Uhr schließt (und freitags um 13 Uhr), kann man sich ungefähr ausrechnen, wie knapp die Geschichte wird. Und andere Eltern tratschen auch. Ätzend ist das. Echt ätzend. Ich weiß noch, in der Bewerbungsphase, als der Käfer knapp 1 Jahr alt war, da machten die Personalchefs und Kita-Leitungen große Augen und sorgte sich so arg um mein Kind. Okay, das ist hier Dorf. Und dementsprechend engstirnig sind die Leute.

    So wie ihr es lebt, so scheint es gut zu funktionieren und diese Einstellung zu dem (immer noch) ungewöhnlichen Familienkonzept, könnte sich echt mal verbreiten.Eine (oder mehr) gemeinsame Zeit mit dem Kind, das wäre wirklich perfekt und bleibt auch meine Idealvorstellung. In meinen Träumen....

    Und ja, die zwei sehen wirklich sehr zufrieden aus! ;)

    Liebe Grüße
    Tanja

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  3. Hallo Ori,
    das hast du ganz toll beschrieben :) Meine beiden sind 2 Jahre auseinander (der kleine auch ein Jannes ^^) und leicht ist es wirklich nicht, und dann noch arbeiten? Du kannst stolz auf dich sein.
    Mach weiter so :)

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  4. Hallo, ich finde das Motto "leben und leben lassen" hier gut. Jeder sollte die Vor- und Nachteile seines Kita/Arbeitsverhältnisses persönlich abwägen und, und dann eine Entscheidung treffen. Und dann wird man feststellen, das bei jeder Familie ein anderes Ergebnis herauskommt. Weil einfach auch bei jeder Familie die Rahmenbedingungen anders sind.

    Ich finde man kann nicht pauschal sagen, das eine Einheitslösung für alle gleichermaßen gut ist. Deshalb lass dir mal bloß kein schlechtes Gewissen einreden.

    Außerdem gibt es noch einen gaaaaaanz wichtigen Punkt - und zwar was man als Mutter möchte. Ich gebe ganz offen zu, dass es mir gut getan hat, relativ schnell nach den Geburten wieder zu arbeiten, weil ich meinen Job verdammt gerne mache. Genauso habe ich Freundinnen, die es sehr genießen mehrere Jahre Auszeit zu nehmen und mal nichts von der Arbeit zu sehen. Und trotzdem akzeptiert jeder die Einstellung des anderen.

    Ich finde eure Aufteilung auch klasse.
    Ciao,

    Miri

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