Spieglein Spieglein - Das glücklichste Kleinkind der Welt nach Karp

16.6.13

Im letzten Posting bzgl. des Trotzens beim Zwuggel im Moment, erwähnte ich, dass ich ihn in solchen Situationen als erstes versuche, zu spiegeln. Da dazu Rückfragen kamen, versuche ich mal, das zusammenzufassen :-)

Das Spiegeln basiert auf der Methode von Dr. Harvey Karp und seinem Buch "Das glücklichste Kleinkind der Welt".

Insgesamt hat mir das Buch ziemlich gut gefallen, auch wenn ich manche Sachen nicht ganz so toll fand, z.B. die Auszeit, hat für mich immer so bisschen Subba-Nanny-Beigeschmack (stille Treppe) oder das Spielen mit dem Kind als "Parkuhr füttern" zu bezeichnen. Das Verhalten als Eltern bei Trotzanfällen allerdings finde ich gut und deswegen probiere ich auch, das anzuwenden.
An sich würde ich sagen, die Vorschläge, mit Trotzanfällen umzugehen,  funktionieren besser bei älteren Kindern. Eben dann, wenn die "richtige" Trotzphase anfängt. Ich hab's aber jetzt schon gelesen und versuche, das Ganze auch schon anzuwenden. Man muss sich ja auch daran gewöhnen, von Haus aus hätte ich so nämlich nicht reagiert. Was ich jetzt schreibe bezieht sich also wohl eher auf 2-Jährige und ob es klappt, kann ich (noch) nicht wirklich beurteilen. Die Ansätze an sich finde ich aber sehr logisch und gut nachvollziehbar und auch jetzt schon kann ich sagen, dass der Zwuggel ganz gut darauf reagiert!

Mal ganz grob zusammengefasst:

Wie reagiert man, wenn das (Klein-)Kind etwas Tolles macht? Man verfällt selber ein bisschen in Kleinkindsprache, klatscht vielleicht, freut sich überschwänglich und strahlt es an.
"Toll gemacht, ganz allein gerutscht, prima!"

Was machen wir, wenn das Kind etwas tut, was weniger toll ist? Wir rufen vielleicht laut "Nein!" und fangen dann an, dem Kind zu erklären, warum es etwas nicht darf, aber meistens sehr komplex.
"Nein! Nicht die Finger in die Steckdose stecken, da kannst du einen Schlag bekommen, das ist sau gefährlich!"

Was kommt beim Kind an? Was kann es verstehen und begreifen? Mit Sicherheit das "Nein", aber der Rest? Vor allem ist der Wunsch (Steckdose untersuchen) ja immer noch da und das Kind wird sauer, traurig, motzig, was auch immer.

Laut Herrn Karp kann man sich das ganze so vorstellen, als würde man mit einem kleinen Steinzeitmenschen kommunizieren. Die Sprache ist noch nicht sehr weit entwickelt, in Ausnahmesituationen wie eben einem Wutanfall total rudimentär. Wie kann man dann also zum Kind durchdringen? Genau, man spiegelt es, übernimmt selber eine simple Sprache und versucht auch die Gefühle wiederzugeben, allerdings abgeschwächt.
"Steckdose, Steckdose, Du willst die Steckdose anschauen!"
Man soll versuchen, den weichen Punkt beim Kind zu finden, emotional, und seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Kind soll wissen, dass es verstanden wird, das wir wissen, dass es mit der Steckdose spielen möchte, dass wir nicht einfach aus Prinzip sagen
"Das darfst Du nicht, mir egal, ob du das jetzt doof findest, ich habe das so bestimmt und damit basta!"

Den Punkt finde ich toll, weil wer von uns kann sich nicht an irgendeine Situation erinnern, in der man etwas verboten bekommen hat, ohne das es einen nachvollziehbaren Grund gab? Einfach, weil wir klein waren und nichts zu sagen hatten? Bei mir sind das leider einige, vielleicht wollte man mit mir auch nur nicht diskutieren, aber ich weiss, wie ich mich dabei gefühlt habe. Klein und doof und nicht ernst genommen.

Man begibt sich auf Augenhöhe mit dem Kind und zeigt als erstes Verständnis.
Man nimmt die Bedürfnisse ernst, auch wenn man nicht alle erfüllen kann.
Man übergeht nicht einfach, man hört zu und kann dann erklären, diskutieren was auch immer, eben an das Alter des Kindes angepasst.
Man kann Alternativen anbieten, sobald das Kind sich beruhigt hat und wieder mit sich reden lässt.

Zur Zeit kann ich noch nicht wirklich erklären oder mit dem Zwuggel diskutieren, aber wenn ich ihm zeige und sage, dass ich weiss, dass er das Messer haben möchte, dass ich ihn verstehe, dass es mir leid tut, dass ich ihm den Wunsch nicht erfüllen kann, dann kann ich ihn eher beruhigen, als wenn ich einfach nur "Nein! Kein Messer!" sage. Dann wird er nämlich lauter und weint heftiger und das ist für mich einfach nicht der richtige Weg.
Wenn er gemerkt hat, dass ich ganz bei ihm bin, dann wird das Meckern meist leiser und geht eher in Schluchzen über und er guckt wieder mich und nicht das Messer an. Dann erkläre ich ihm, warum das nicht geht. Dann biete ich ihm den Löffel statt des Messers an.
Manchmal klappt das, manchmal auch nicht, aber ich merke doch, dass ich irgendwie zu ihm durchkomme. Und selbst, wenn das Einbildung ist, es geht uns gut mit der Methode! Bjarne beruhigt sich relativ schnell, ich bin nicht irgendwann vom Gemotze genervt, alle sind entspannter.

Natürlich gibt es Situationen, wo Spiegeln etc. unangebracht sind, weil sie einfach eine schnellere Reaktion erfordern, z.B. wenn das Kind auf die Strasse rennen will oder nachgucken will, ob kochendes Wasser wirklich heiss ist. Das Beispiel oben mit der Steckdose ist deshalb auch ein bisschen doof gewählt, aber ich hoffe, das Prinzip ist einigermaßen rübergekommen.

Wenn ihr noch Fragen habt, immer her damit :) Und bitte bedenken, der Mann ist Arzt und hat mehrere Bücher geschrieben, ich hab hier jetzt aus dem Kopf ein bisschen was zusammengefasst, das Buch geht natürlich noch auf viele Dinge viel detaillierter ein :-)

Mit der 5-S-Methode hatten wir ja auch schon Erfolg, mal gucken, wie es jetzt mit dieser läuft.



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8 tolle Kommentare!

  1. Ah jetzt verstehe ich mehr... :)

    Ich kann auf jeden Fall bestätigen das es sehr viel bringt, wenn das Kind weiß das es verstanden wird. Wenn mein Großer irgendwas will was er nicht darf, mache ich das bisher eigentlich auch schon immer so, dass ich sagen "Ich weiß du willst dies und jenes" oder ich sage "Möchtest du das haben? Ja?" Und wenn er dann bejaht erkläre ich ihm, wieso und weshalb er was nicht darf oder haben kann. Natürlich bleibt er erstmal dabei das zu wollen, aber irgendwann beruhigt er sich auch. Umso älter er wird, umso besser klappt das und umso schneller beruhigt er sich wieder oder fängt auch erst gar nicht an zu heulen. Kann also durchaus sein, dass Bjarne da auch bald verständiger wird, wenn du kontinuierlich weiter machst.

    Ich wusste allerdings gar nicht, dass das offiziell eine Methode ist. :D Irgendwann merkt man ja auch, dass das Kind so gut wie alles versteht und durchaus auch offen ist für Argumente. Dann macht es natürlich auch Sinn, dem Kind zu erklären warum was verboten wird anstatt einfach nur Nein zu brüllen.

    Danke fürs Zusammenfassen.

    Liebe Grüße
    Isa

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    1. ich glaub viele dinge gibts einfach oder die entwickeln sich, dann kommt jemand und gibt dem ganzen einen namen und schreibt ein buch und wird reich ^^ sowas müsste uns mal passieren, hach :)
      blw ist ja auch so ne sache. wenn dein kind brei verweigert drückt man dem doch automatisch irgendwann ein stück brot in die hand. ;-)

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  2. Ich finde, dass wir trozdem den Kinder immer wieder erklären müssen, warum sie das oder jenes nicht machen dürfen, wie auf die Straße rennen, oder mti der Steckdose spielen. Es dauert zwar viel länger als es dem Kind einfach zu verbieten, aber am Ende ist der Erfolg viel größer, weil das Kind die Situation verstanden hat!

    Schöne Grüße
    BLOG momscam

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    1. ja, erklären ist total wichtig. dieses "weil ich es sage!" finde ich ganz schlimm.

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  3. hihi.... ich hätte auch noch mal nachgefragt! Danke für die Erklärung!

    Liebe Grüße von Jenny

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  4. Toll beschrieben und erklärt. Man sollte wirklich mal in die Sicht des Kindes schlüpfen und überlegen wie es das versteht.

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  5. Meiner Meinung nach hat er einen Wachstumsschub. Er hat bereits mehr an Gewicht zugelegt, als viel ältere Kinder und ich gehe auch davon aus, ungemein von der Größe, denn so Klein wie er zur Geburt wirkte, ist er gar nicht mehr.

    Zum Stillen, er schrie ja nur noch, wie noch total schlapp von der Geburt, da nie geschlafen und wir konnten nicht mehr und er wollte nicht mehr. Also war ich über die Pre Milch die wir hier hatten sehr Dankbar. Auch über eine sehr gute Pumpe, dass ich dann abpumpen konnte und er dennoch seine Muttermilch bekam. Nun ist die Muttermilch entweder zu 100% Deckend die ich Abpumpe für den Tag oder es gibt mal eine Flasche Pre. Brust versuchte ich immer wieder und es will immer noch nicht.

    Jedoch bemerke ich nun, dass kaum noch Milch nach kommt. Dabei trinke ich viel und alles. Aber bei 40 Grad in der Wohnung und ohne Schlaf und viel Stress wohl normal. Ändern kann ich nichts, wie er die Muttermilch bekommt ist mir egal, ob an Brust oder Flasche aber ich hätte gerne noch etwas Milch... abwarten.

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